Eine Schreibwerkstatt für Kinderbücher (Ü6)

Eine Illustration aus dem Buch
„Lisa darf Fußball spielen“

Ich arbeite gerne mit Kindern. Seit 2012 mache ich das sogar beruflich. Sie inspirieren mich tagtäglich. Sie haben stets frische Ideen, alles was ihnen einfällt, ist für sie erstmalig und originell, so dass sie jedes Mal von ihrem Talent überzeugt sind. Und diese Energie spüre ich in all unseren Arbeiten, die wir gemeinsam meistern. Hier möchte ich eins von diesen Werken euch vorstellen.

Ich lese schon seit über 7 Jahren den Kindern zwischen 4 und 10 Jahren täglich Kinderbücher vor. Die Lesungen finden meistens in zwei Sprachen statt. Ziel meiner Arbeit ist, es den zum Teil sozial benachteiligten Kinder leichter zu machen, den Anschluss in die Gesellschaft zu finden, das am besten über Kinderliteratur. Und das funktioniert so: Ich suche mit Sorgfalt die guten Bilderbücher aus, die in beiden Sprachen erschienen sind und baue für jede Gruppe eine eigene Bibliothek auf. Die ausgesuchten Bücher sind meist in der Schule bekannt, aber sind nur in einer bestimmten Sprache zu finden, so dass sie für die Kinder, die noch eine andere Sprache als Deutsch sprechen, keine zusätzliche Bedeutung haben. Erst dann steigt die Begeisterung, wenn diese Kinder die berühmten Bücher auch in ihrer Muttersprache zu hören bekommen. Da steht ein Muttersprachler vor ihnen und liest ihnen ein Bilderbuch in ihrer Sprache vor. Die Aufwertung der eigenen Sprache beginnt genau auf diesem Punkt. Sie ist also doch nicht nur die Sprache der Großeltern, Taxifahrer oder der fleißigen Reinigungskraft der Schule, sondern auch des Lehrers und der eventuellen Vorbilder. Ab dem Punkt wird diese Aufwertung mit unterschiedlichen Mitteln und Methoden stark unterstützt. Die Kinder dürfen die Bücher ausleihen, zu Hause lesen ihre Eltern ihnen diese auch vor. Sie müssen sich an Regeln halten, wie zum Beispiel, dass die Bücher sauber und pünktlich wieder zurückkommen. In ihren Klassen werden diese Bücher in einem eingespielten Team aus Lehrkräften professionell vorgetragen. Bilderbuchkinos, Kamishibai-Theater und Bildkarten begleiten die Lesung. Es ist toll, jedes Mal zu sehen, wie die Augen der Kinder strahlen, wenn sie in ihrer Muttersprache vor allen Klassenkameraden aktiv mitmachen dürfen. So steigt auch das Selbstbewusstsein des Kindes, das sich bisher lieber zurückgezogen hat und somit keinen Anschluss in der Klasse finden konnte. Jetzt ist es nicht mehr wichtig, wie das Kind aussieht, wie es heißt etc. Es steht jetzt im Mittelpunkt seine Begeisterung für die Literatur, die Bilder und die kindgerechte Geschichte-genau wie die anderen Kinder also. So trage ich dazu bei, dass alle Kinder ein gemeinsames Thema finden, worüber sie sich unterhalten können. Es hört sich zwar einfach an, ist aber wie Magie. Ich werde im Flur irgendwann von Kindern begrüßt, die ich gar nicht kenne. Aber sie kennen mich und noch wichtiger, sie kennen jetzt ihre Sitznachbarn und ihre Vorliebe für Bücher.

So war unser Schulalltag, bis ich auf die Idee kam, dass nicht nur der Traum von den lesenden Kindern sich verwirklichen müsste, sondern auch diese Kinder irgendwann selber Bücher schreiben könnten.

Eine Klasse sollte sich vor den Sommerferien verabschieden und ich wollte diesen Abschied mit einem Mitgebsel etwas schöner machen. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir gemeinsam ein Buch schreiben, illustrieren und binden lassen. Dieses Buch würde die Erinnerung der jahrelangen Vorlesestunden werden. Die Idee gefiel uns…

Jeder hat sich zunächst ein Thema ausgedacht. Danach haben sie die Protagonisten kreiert. Sie schrieben auch die Handlung und malten Szenenbilder. Den Rest habe ich übernommen: Storyboard, Layout, Text eintippen, Zurechtschneiden und richtige Platzierung der Bilder… Nun musste es ausgedruckt und gebunden werden. Das Ergebnis war ein Meisterwerk, das mich beeindruckt hat! Wir haben in den letzten Jahren nicht nur Bücher gelesen, sondern auch uns Gedanken darüber gemacht, wie man eins schreibt. Und irgendwann schrieben die Mulingula-Kinder der Martin-Luther-Schule ihre eigenen Bücher! Als Abschiedsgeschenk habe ich eins von diesen tollen Büchern ausgesucht und den Kindern vor den Sommerferien geschenkt. Es geht in diesem besonderen Buch um ein starkes Mädchen, das unbedingt Fußball spielen möchte und daran gehindert wird aber selbstbewusst für ihren Traum kämpft! Das ist mein Mädchen: im Buch Lisa, im realen Leben Ezgi!  Ich bin auf diese Raupen so stolz und wünsche ihnen alles Beste für ihre Zukunft!  Schön, dass wir uns begegnet sind!

Güle güle çocuklar…

Lisa darf Fußball spielen-Das Buc